Don Feidner

Zeitungsartikel im                  
Odenwälder Echo

Last Update: 19 September 2010

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Der folgende Pressebericht ist im Odenwälder Echo am 23.9.06 erschienen.

In 153 Tagen um Deutschland
Außergewöhnliche Radtour: Don Feidner haben 8086 Kilometer im Sattel Einsichten gegeben und Kilos genommen


Ankunft an die Insel Lindau am Bodensee

HÖCHST. Auf dem Sofa im heimischen Wohnzimmer zu ruhen, nachts auf einer bequemen Matratze zu schlafen, daran muss sich Don Feidner (58) erst wieder gewöhnen. 153 Tage saß der Wahl-Höchster im Sattel seines schwerbepackten Mountainbikes, schrubbte täglich zwischen 30 und 80 Kilometer herunter – und umrundete so ganz Deutschland mitsamt seiner Inseln in Nord- und Ostsee. Am 16. September kam er zurück, nach 8086 Kilometer auf dem Rad, 30 Kilogramm leichter und pünktlich zu seinem Einsatz auf dem Höchster Kartoffelmarkt.

Ich wollte Abstand gewinnen vom stressigen Job, vielen Menschen begegnen, mit ihnen reden“, erzählt der gebürtige Amerikaner, der bis März diesen Jahres als technischer Autor bei SAP arbeitete und seitdem im Ruhestand lebt. Sein Job war es, Dokumentationen für neue Software zu schreiben: „komplizierte Materie, Arbeiten unter Zeitdruck“, blickt der verheiratete Vater zweier Söhne (16 und 18) auf diese Zeit zurück.

Möglichst viele Kilometer zu schaffen, war nicht das Ziel des Höchsters, als er am 16. April losradelte. Etwas für seine Gesundheit tun wollte er aber schon, schließlich hatte ihn dieses Bestreben schon zuvor schon öfter auf den Fahrradsattel oder ins Kajakboot getrieben. „Ich hatte starkes Asthma, ernährte mich falsch, war viel zu dick: 99 Kilo bei einer Größe von 1,75 Meter.“ Kein Wunder, dass ihn auch Diabetes und Bluthochdruck quälten. Joggen war Feidners Sache nicht, doch bei Kurzurlauben mit dem Rad kam er auf den Geschmack.


Don Feidner (blauer Tricot) am ersten Tag mit Verwandten

Kreidenfelsen nähe Sassnitz, Rügen, Ostsee

Die Idee, als frisch gebackener Rentner eine längere Radreise zu starten, keimte vor etwa drei Jahren. „Dass es dann aber mehr als 8000 Kilometer wurden, war nicht geplant. Ich hatte an rund 6000 Kilometer gedacht“, grinst der Fahrradfreak. Und jetzt fühlt er sich „so gut wie noch nie“: Die Probleme mit der Lunge scheinen wie weggeblasen, und nachdem Feidner wieder etwas zugenommen hat, ist er optimistisch, sein Idealgewicht zu halten.

Die 153 Tage im Fahrradsattel haben dem ehemaligen Offizier der US Air Force, der während des Vietnamkriegs in 1978 erstmals nach Deutschland kam und darauf Europa kennen und lieben lernte, auch aus einem ganz anderen Grund gut getan: „Ich war überrascht, wie hilfreich und freundlich die Deutschen sind, wie wunderschön dieses Land ist. Die Klischees, die es über die Menschen hier gibt, stimmen so nicht.“ Kaum hatte Don Feidner sein mit sechs Gepäckstücken beladenes Vehikel irgendwo abgestellt, kamen die ersten auf ihn zu. Fragten, ob sie ihm helfen könnten, woher er komme und wohin es gehe. „Jeden Tag habe ich mindestens fünf Leute kennen gelernt. Oft kam es auch zu langen Gesprächen – über das eigene Leben, über philosophische Fragen, Politik oder Religion“. 

Ob seine Radreisen vielleicht auch als Flucht aus der Realität zu sehen seien, wurde und wird der Achtundfünfzigjährige immer mal wieder gefragt. Dann lächelt der Natur- und Bergfreund: Für ihn sind diese Touren Ausflüge in die Wirklichkeit – weg von Unrast, Blindheit und Fremdbestimmung, weg von Fernsehen, Internet und dem Glauben, ständig verfügbar sein zu müssen. Feidner findet es spannender, zu leben als gelebt zu werden, „selbst zu tun, was zum Beispiel in Reisereportagen im TV gezeigt wird“. Die mitunter witzigen Begegnungen mit den verschiedenen Menschenschlägen in Deutschland, den Flug der Bass-Tölpel über den Nordseeinseln zu beobachten – das kann einem viel geben, wenn man sich nur darauf einlässt, sich Zeit und Raum dafür nimmt.

Bass-Tölpel an den Klippen von Helgoland


Vorbereigung einer Mahlzeit im Wald
(selbst-Foto)

Sicher gab es auch Momente, in denen der Deutschland-Umfahrer Furcht hatte, es heftig steil in die Berge hoch ging oder als er sich mit einer Erkältung plagte. Doch seit dieser Tour weiß er erst recht: Man kann fast alles schaffen, wenn man wirklich will. Außerdem: Eine so dolle Leistung sei dies nun auch nicht gewesen. Er habe sich Zeit genommen, einen Kilometer nach dem anderen angegangen.

Der Höchster indes hatte sich vorbereitet, im Winter 2005/06 rund 6000 Kilometer auf dem Ergometer im heimischen Häuschen zusammen gestrampelt. In den ersten sechs Tagen auf Achse hatte er noch Probleme mit seiner Lunge, nach drei Monaten jedoch waren täglich 70 bis 80 Kilometer drin. Sein Treibstoff: morgens Müsli, später am Tag meist selbst gemachte Bratkartoffeln in vielen Variationen.

Die Route rund um Deutschland führte über die ersten größeren Stationen Karlsruhe und Saarbrücken im Uhrzeigersinn an der Grenze entlang, die Feidner auch mehrfach überquerte. Knapp 4000 Fotos hat er in diesen fünf Monaten gemacht, und mit Hilfe des mitgeführten Laptops inklusive Solar-Ladegerät hielt Feidner seine Internet-Website „Ride into the Future“ (etwa: „Fahrt in die Zukunft“) stets auf aktuellem Stand. Nur zehn Tage schlief er nicht in seinem Zelt – eine Erkältung und heftiger Regen zwangen ihn unter ein festes Dach. Eine kurze Unterbrechung gab es aber auch aus einem anderen Grund: Als seine Frau Angela im Juli Geburtstag hatte, zog es Don Feidner für einen Tag in die Heimat – per Bahn.

Am Höchster Kartoffelmarkt-Samstag rollte Don Feidner dann über die Beerfelder Höhen wieder „hinunter in mein Mümlingtal“. Schließlich hatte er als aktives Mitglied des Herbertschen Chors Höchst versprochen, am Essensstand mitzuhelfen. Und nach all dem Sporteln musste eines auch mal rein in den Tausende-Kilometer-Radler: eine deftige Rindswurst. Einen Tag später saß Feidner ohnehin wieder im Fahrradsattel. Auf dem er bestimmt noch etliche Kilometer hinter sich bringen wird.

Sonnenuntergang auf dem Aachensee in Österreich
(Südlich der deutschen Grenze)

Don Feidner, der seit 1992 in Höchst lebt, will über seine Reise ein „Buch der Begegnungen“ schreiben. Seine Seite im Internet ist unter www.donfeidner.de zu finden.

Birgit Reuther
23.9.2006

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